Eine kurze Nachlese zur Demonstration in Hamburg
Eine Demonstration hat zwei wesentliche Funktionen:
- Zum Einen dient sie als Ventil um den Frust über real oder
vermeintlich erlittenes Unrecht zu verarbeiten. - Zum Anderen sollen die bestehenden Probleme
gesellschaftlicher Gruppen in die Öffentlichkeit getragen
werden und dort bekannt gemacht werden.
Beide Anliegen können nur umgesetzt werden, wenn auch Zuschauer das Geschehen beobachten, hören und auch verinnerlichen können.
Also habe ich mir in meinem Alter noch einmal die Mühe gemacht, sowohl die Demonstranten als auch die Staatsgewalt verstehen zu wollen und bin als Zuschauer zur Demo gegangen.
Zunächst einmal: Ich bin ohne körperliche Blessuren davon gekommen, sieht man einmal davon ab, daß ich knochenlahm bin. Ich war immerhin von 10:30 h bis um ca. 21:oo im Umfeld der Demonstranten unterwegs.
Zum 1. Punkt ist aus meine Sicht zu sagen, daß hier die Polizei von vornherein dieses wichtige gesellschaftliche Ventil der Frust-Verarbeitung zugeklemmt hatte. Als Unternehmer würde ich die dafür Verantwortlichen fristlos entlassen.
Ein Kessel, dessen Sicherheitsventil absichtlich zugeklemmt wird, muß zwangsläufig einmal explodieren.
Die Demonstranten schafften gerade mal den Weg vom Schanzenviertel bis zum Millerntor und sahen sich dort - imho völlig zu Recht - gezwungen, die Demonstration aufzulösen, weil dei Polizei den Weg vor den Demonstranten immer wieder willkürlich mit massiven Polizeiketten blockierte.
Der zweite Absatz im
Kommentar des NDR-Online nennt dieses fast nebensächlich
"Die GAL- Abgeordnete Antje Möller kritisierte, dass die Demonstration oft
von der Polizei angehalten wurde, wo dies nicht unbedingt notwendig
schien."
Ich möchte hier nicht die Sprüche zitieren, die ich an der Randkette der Polizei aus offiziellen Mündern rein zufällig hörte - mein Eindruck war da etwas deutlicher, als das, was de NDR da berichten mochte: Die Polizeiführung war offensichtlich nicht willens, die Demonstranten weit kommen zu lassen.
Zum 2. Punkt muß ich wohl anmerken, daß die Demonstranten einen vollen Erfolg zu verbuchen hatten.
Es war zwar nur eine Minderheit von ihnen bis zum Jungfernstieg vorgedrungen, aber die massive Polizeipräsenz war für jeden Bürger unübersehbar. Selbst zum Asien-Gipfel im Mai habe ich nicht so viel Polizeifahrzeuge mit Blaulicht in diesem Bereich gesehen.
Nur an einem Punkt patzten die Demonstranten . . . anstatt in die Diskussion mit den geschockten einkaufenden Bürgern einzutreten, skandierten sie nur immer wieder "
Wir sind alle 129a!" . . . nur die Zuschauer wußten meist nichts damit anzufangen, wie ich aus einer Vielzahl von Gesprächen heraushörte.
Hier findet ihr den Gummi-Paragraphen 129a, der uns alle unter den Verdacht stellen kann, ein Terrorist zu sein . . . siehe auch "Datenspeicherung aller Telekommunikationsverbindungen" für 6 Monate.
Ich habe viele Eindrücke aus dieser Demonstration mit nach Hause genommen.
Eindrücke, die mich noch immer nicht schlafen lassen.
Mein prägendestes Erlebnis war die Polizeibrutalität hinter den Kulissen, die ich anläßlich einer Festnahme im Anfangsbereich der Glacishausse (Millerntorplatz) erlebte. Dort trollte ich mich erst, nachdem ich handfest mit einem jungen Polizisten in Streit geraten war, ob ich da überhaupt von der Nähe aus zuschauen dürfe.
Zunächst wurde mir vorgeworfen, die Arbeit der Polizei zu behindern und als das bei mir nichts fruchtete wurde mit dem Argument nachgelegt, das es dem Festgenommenen ja möglicherweise ncit recht sei, wenn ich ihn
soo sähe.
Nein Zeugen sind natürlich nicht gewünscht.
Es gibt nur randalierende Demonstranten, alle Polizisten dagegen sind ganz lieb und üben ja nur ihre Pflicht aus, wenn sie denn leider einmal hart zulangen müßten.
Netzgärtner Kurt-