Sonntag, 24. August 2008

Demo gegen Vattenfall-Baustelle in Moorburg - Teil II.

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So, nun hab ich wieder ein wenig Zeit.
Ich bin trocken, ausgeschlafen und hab auch fein gefrühstückt.

Als ich gestern so gegen 15 Uhr das Umfeld der Demo erkunden wolte, wurde ich schon knapp 3 Kilometer vor dem Ziel durch eine Polizeiabsperrung am Moorburger Elbdeich aufgehalten.
Der in Ehren ergraute Polizeibeamte fragte mich freundlich wohin ich denn wolle? Ich antwortete wahrheitsgemäß, daß ich zu den 'friedlichen Demonstranten an der Vattenfall-Baustelle' möchte. Freundlich aber bestimmt meinte der Beamte nur, ob ich zu der dortigen Mahnwache wolle . . . ?
Meine erste etwas ausweichende Antwort darauf schien seinen Dienstvorschriften nicht zu genügen; ich hatte den Eindruck, daß er darauf getrimmt war, nur die Demonstranten durchzulassen, die das Ziel 'Mahnwache' hatten. Er wiederholte seine Frage in Sachen Mahnwache und da ich diesesmal kurz und bündig mit "Ja" antwortete, durfte ich auch mit durchfahren.
Mit meiner lufthansa-blauen Motorradjacke und dem Sofa von Roller (Honda-Helix-250 ccm) sah ich ja nun auch unter meinem Helm nicht gerade wie ein gewalttätiger Demonstrant aus.

Gut 200 Meter vor dem Brennpunkt parkte ich und 'entmummte' mich.
Von der Eisenbahnbrücke aus hatte ich einen guten Überblick über das Aktuelle Geschehen.
Neben mir stand einer der panzerähnlichen Wasserwerfer und ich schaute dem hübschen Polizistenmädel am Steuer ganz tief in die Augen.
Dieses schien ihr nicht sonderlich zu gefallen.
Als nächstes schaute ich mir den Beifahrer genauer an. Dieser nickte mir mehrmals leicht zu, aber er wird nicht gesehen haben, daß ich seine freundliche Stimmung bemerkt hatte.
Ich befürchte eher, daß ich diesem Herrn auch nicht so recht gefallen habe.

Ihr mögt euch fragen, was ich denn mit meiner genaueren Betrachtung des Fahrteams des Wasserwerfers bezweckte? Nun, die Antwort ist ganz einfach:
Da kämpfen mal wieder Deutsche gegen Deutsche.
Die Waffen sind ein wenig harmloser als bei einem echten Krieg, aber es ist halt eine Art von kriegerischer Auseinandersetzung; Du wirst das nachfühlen können, wenn dich mal so eine Wasserkanone von der Straße gefegt hat!
Und mich interessierte, was so ein echter Deutscher Beamter in einem gepanzerten Wasserwerfer fühlt, wenn er auf einen seiner deutschen Landsleute draufhalten muß, weil sein Dienstbefehl halt so lautet.
Ja, an den Augen eines Menschen kann man halt viel ablesen . . .

Mein Eindruck war, daß sich die Besatzung des Wasserwerfers auch nicht so recht wohl in ihrer Haut fühlte . . .

Nachdem sich die Demonstranten auf den Rückweg nach Heimfeld gemacht hatten, zogen auch die 4 (oder waren es 5?) Wasserwerfer in Richtung Moorburg von Dannen. Vorher räumte aber noch einer der Wasserwerfer schnell mal eben die Kreuzung frei . . .

In Heimfeld wurde einer der gravierendsten Mängel seitens der Demonstranten offenkundig:
Sie erreichten die dort erstaunt zuschauenden Bürger nicht!
Es wurden weder Handzettel verteilt noch in einzelnen Gesprächen die Aufklärung über den Sinn und die Ziele der gerade stattfindenden Demonstration für den Zuschauer verständlich umgesetzt.

Was wollten die Demonstranten denn nun eigentlich?
Ein erklärtes Ziel war es, die Baustelle des Moorburger Kohlekraftwerkes zu besetzten und damit einen Baustopp durchzusetzen.
Nun, das ist zwar nicht legal, aber ich halte diesen Ansatz dennoch für legitim, wenn ich mir das Hin und Her des derzeitigen Hamburger Senates und der Baubehörde in dieser Angelegenheit genauer anschaue, während Vattenfall fleißig weiterbaut und damit vollendete Tatsachen schafft.
Die dabei gegen Mitmenschen ausgeübte Gewalt wird mir allerdings auch keine noch so gute Rhetorik seitens der Demo-Leitung als rechtmäßig vermitteln können.

Brennend interessieren würde mich natürlich auch, was meine Freunde von den Senioren für Deeskalation zu dieser Demonstration zu sagen haben . . .
So, und jetzt fängt das große Nachdenken an . . . während die Presseleute sich das Maul zerreissen.

Ein wenig Hintergrundinformationen findet ihr hier:
Mahnwache gegen Kohlekraftwerk Moorburg (ROBIN WOOD)
und hier beim Hamburger Abendblatt vom 11. April 2008:
Der Kampf um Moorburg - Demo und Drohungen Jobs retten Aufrütteln Wort halten

Google bietet natürlich noch einen viel umfasenderen Überblick:
Demo Vattenfall Moorburg


Netzgärtner Kurt

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